Schwedischen Forschern von der Universität Göteborg ist es nun erstmals gelungen nachzuweisen, dass Probiotika das menschliche Skelett positiv zu beeinflussen. Ältere Frauen, welche Probiotika in Form eines Nahrungsergänzungsmittel zu sich nahmen, hatten bis zu 50% weniger Knochenschwund als die Placebo-Gruppe. Die Forscher erhoffen sich dadurch neue Behandlungsmöglichkeiten zur Vorbeugung von Knochenbrüchen bei älteren Menschen.
Knochenschwund bzw. Osteoporose zeichnet sich durch poröse und schwache Knochen aus. Dies kann dazu führen, dass selbst bei geringen Belastungen, wie einem alltäglichen Sturz, frakturen der Knochen entstehen. Der Anteil der an Osteoporose erkrankten Menschen steigt mit höher werdendem alter deutlich an. Die Mehrheit der Frauen über 80 Jahre leidet an dieser Erkrankung.
“Zwar gibt es mittlerweile eine Vielzahl verschiedener Medikamente zur Behandlung der Osteoporose, da die Erkrankung aber meist erst nach dem ersten Knochenbrüchen erkannt wird, besteht dringender Handlungsbedarf in Bezug auf präventive Behandlungsmöglichkeiten”, sagt Matthias Lorentzon, Chefarzt und Professor für Geriatrie der Universität Göteborg.
Forscher haben nun erstmals den Nachweis erbringen können, dass sich der Knochenverlust älterer Frauen, durch die Gabe von probiotischen Kulturen, um die Hälfte reduzieren lässt.
Wie die Studie durchgeführt wurde
Durchgeführt wurde die die randomisierte Doppelblindstudie an der Sahlgrenska Universitätsklinik in Mölndal, Schweden. Jetzt wurden die Ergebnisse im “Journal of internal Medicine” veröffentlicht. Insgesamt nahmen 90 ältere Damen mit einem Durchschnittsalter von 76 Jahren an der Studie teil. Die Studie lief über den Zeitraum von einem Jahr. Während die eine Hälfte der Probandinnen die gesundheitsfördernden Bakterien erhielten, erhielt die andere Gruppe lediglich ein Placebo. Durch eine Zufallsmethode wurde entschieden wer “Lactobacillus reuteri 6475” erhielt und wer ein Pulver ohne dieses Probiotika erhielt.
Weder die Frauen noch die Ärzte konnten wissen welcher Gruppe die Probanden angehörten.

“Nach Abschluss der Untersuchung wurden der Knochenverlust der Frauen mittels CT Scan gemessen und mit den Ergebnissen vor Studienbeginn verglichen. Die Teilnehmerinnen welche das Bakterium erhielten, verloren nur halb so viel Knochenmasse wie die Placebo-Gruppe” sagt Anna Nilsson, die Leitende Ärztin und außerordentliche Professorin an der Sahlgrenska Akademie der Universität von Göteborg. “Ein weiterer Vorteil lag darin, dass die Behandlung gut verträglich war und nicht mehr Nebenwirkungen hervorrief als bei Frauen die das Placebo erhielten.”
Dass Darmbakterien die Knochenstruktur positiv beeinflussen können zeigten schon Versuche mit Mäusen. Dies ist nun der Erste Nachweis der Wirksamkeit von Probiotika beim Menschlichen Skelett. Dies könnte sich auch auf Behandlungsmethoden in der Zukunft auswirken. “Ältere Frauen sind besonders stark von Osteoporose und damit einhergehenden Knochenbrüchen betroffen. Die Tatsache dass wir zeigen konnten, dass die Behandlung mit Probiotika den Knochenverlust reduzieren können, stellt einen Paradigmenwechsel dar. Die Darmbakterien könnten in Zukunft eine wichtige Rolle bei der Vorbeugung von Osteoporose spielen”, so Matthias Lorentzon.
Was ist Lactobacillus reuteri 6475?
Hierbei handelt es sich um ein Bakterium von dem angenommen wird dass es mehrere gesundheitsfördernde Eigenschaften besitzt. Es kommt natürlicherweise im menschlichen Magen-Darm Trakt vor. Bakterien aus Magen und Darm haben in den letzten Jahren immer mehr Beachtung bekommen, da davon ausgegangen wird dass diverse Erkrankungen wie Diabetes und Fettleibigkeit mit der Zusammensetzung unserer Darmflora in Verbindung stehen.
Die Wirkungsweise der Bakterien im menschlichen Körper sind allerdings noch nicht geklärt. Hierzu sind noch viele weitere Studien notwendig.